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Paulo Bittencourt

Freidenkertum, Humanismus und Atheismus

“Ich will nicht glauben, ich will wissen.”

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Was ist Atheismus?

  1. “Atheismus ist auch Religion.” [Sagen religiöse Menschen]
  2. “Atheismus ist Negation der Existenz Gottes.” [Sagen religiöse Menschen und einige Atheisten]

Religion ist Glaube an das Übernatürliche: Götter, Engel, Dämonen, Geister, Himmel, Hölle, Reinkarnation, Wunder usw. Über diese Dinge haben Religionen Doktrinen, die in “heiligen” Büchern zusammengestellt sind, die sogar nicht angezweifelt werden dürfen. Die Bibel und der Koran zum Beispiel lehren, dass wer das, was in diesen Büchern steht, anzweifelt getötet werden muss. In den meisten Ländern führt Verspottung von Religionen zu Inhaftierung. Darüber hinaus diktieren Religionen, was richtig und was falsch ist und was getan und was nicht getan werden muss und fordern die Ausübung von Ritualen.
Atheismus ist Unglaube an Götter. Unglaube — und sonst nichts. (Tatsächlich glauben Atheisten nicht an lediglich einen Gott mehr als religiöse Menschen.) Der Glaube zum Beispiel an den Weihnachtsmann hat Inhalt: Wie er ist, wo er lebt, was er tut und was er will. Das Gegenteil, das heißt, nicht an den Weihnachtsmann glauben, hat keinen Inhalt. Wenn es keinen Inhalt hat, lehrt es nichts. Ebenso fordert der Unglaube an Gott nichts und befiehlt nichts, weder gutes noch böses. Daher kann Atheismus keine Religion sein.

Atheismus ist nicht sagen “Gott existiert nicht”, sondern “Es gibt keine Indizien, dass Gott existiert”. So wie es nicht unmöglich ist, dass der Weihnachtsmann existiert, ist es nicht unmöglich, dass Gott existiert. Jedoch — mangels Indizien — gibt es keine guten Gründe, an Gott zu glauben.

  1. “Ich bin Atheist, weil Gott nicht existiert.” [Falsch]
  2. “Ich bin Atheist, weil es keine guten Gründe gibt zu glauben, dass Gott existiert.” [Richtig]

Da an Dinge zu glauben, von denen man keine Beweise hat, Unsinn ist, so ist an Gott.
Apropos, wenn es, wie Juden, Christen und Muslime sagen, notwendig ist, Glauben zu haben, um nicht an Gott zu glauben — Grund warum der Unglaube an Gott Religion sei —, dann ist es notwendig, Glauben zu haben auch um zum Beispiel an Zeus nicht zu glauben. Jehova, der Gott der Bibel, und Allah, der Gott des Korans, sind nur zwei Götter unter den Tausenden von Göttern verschiedenster Religionen. So wie Juden, Christen und Muslime keinen Grund sehen, an die Götter anderer Religionen zu glauben (weswegen sie übrigens keine einzige Sekunde Schlaf verlieren), sehen Atheisten keinen Grund, an die Götter der jüdischen, christlichen und muslimischen Religionen zu glauben.
Die Bibel zum Beispiel sagt: “Ohne Glauben ist es unmöglich, Gott zu gefallen. Wer zu Gott kommen will, muss glauben, dass es ihn gibt” (Hebräer 11:6). Nun, wenn es notwendig ist, Glauben zu haben, um an Gott zu glauben, ist der Glaube selbst ein Indiz dafür, dass Gott nicht existiert. Wenn Gott existieren würde, gäbe es keine Notwendigkeit, Glauben zu haben, denn an seiner Existenz würde niemand zweifeln.

“Atheismus ist ein natürliches Ergebnis intellektueller Ehrlichkeit.”— Paulo Bittencourt(Wasting Time on God)

Nur Noch Eine Kleinigkeit

Wenn Gott existiert, warum, unter Androhung von Folter in einem See aus Feuer und Schwefel, ist es obligatorisch, ihm zu schmeicheln? Wenn es den freien Willen, d. h. die Entscheidungsfreiheit gibt, ist auch sie eine göttliche Schöpfung. Wenn der Schöpfer existiert, war er es, der in uns das Mögen und die Abneigung gegenüber Dingen und Menschen geschaffen hat. Strafe ist nur dann gerecht, wenn sie die Folge böser Taten ist. Nun, bestimmte Menschen aufgrund ihres Verhaltens nicht zu mögen, ist keine böse Tat. Folglich muss die Freiheit, Gott nicht zu mögen, für ihn selbst vollkommen natürlich sein. Wenn er existiert, ist Gott selbstgenügsam genug, um nicht nur keine Schmeichelei zu verlangen (da das Narzissmus und kindisch ist), sondern auch großmütig genug, um nicht einmal daran zu denken, jemanden zu bestrafen, der aufgrund der Art und Weise, wie Gott ist und handelt, nichts mit ihm zu tun haben will oder ihn sogar verachtet. Angenommen Gott existiert und ist der Gott der Bibel oder des Korans, will ich nichts mit ihm zu tun haben. Wenn Gott so ist und handelt, wie es in diesen Büchern steht, verachte ich ihn. Wenn er mich in einem See aus Feuer und Schwefel foltern würde, weil ich ihn nicht mag, wäre das ein Beweis dafür, dass Gott es verdient, verachtet zu werden.

ENPTES